Einzeldatensatz

Hessen-Darmstadt, Ludwig VI. Landgraf von

* 25.1.1630 Darmstadt, † 24.4.1678 Darmstadt, evangelisch-lutherisch
Landgraf
Wirken

Werdegang

  • 29.1.1643 Rektor der Universität Marburg

Funktion

  • Marburg, Universität, Rektor, 1643
Familie

Vater

Hessen-Darmstadt, Georg II. Landgraf von, * Darmstadt 17.3.1605, † Darmstadt 11.6.1661

Mutter

Sachsen, Sophia Eleonora Herzogin zu, GND,1609–1671

Partner

  • Holstein-Gottorp, Maria Elisabeth Herzogin von, (⚭ Gottorp 24.11.1650) * Gottorp 6.6.1634, † Darmstadt 17.6.1665, Tochter des Friedrich III. Herzog von Holstein (1597-1659) und der Maria Elisabeth Herzogin von Sachsen (1610-1684)
  • Sachsen-Coburg-Gotha, Elisabeth Dorothea Prinzessin von, 1640–1709, Heirat Gotha 5.12.1666, Tochter des Herzogs Ernst des Frommen

Verwandte

Nachweise

Literatur

Bildquelle

Pons, Die Kunst der Loyalität, S. 30. – Gemälde von Salomon Duarte, Schloss Gripsholm (Ausschnitt)

Zitierweise
„Hessen-Darmstadt, Ludwig VI. Landgraf von“, in: Professorenkatalog der Philipps-Universität Marburg <https://professorenkatalog.online.uni-marburg.de/de/pkat/idrec?id=1343> (Stand: 25.3.2024)
Leben

Die von Landgraf Georg II. zur Erziehung seiner Söhne Ludwig und Georg zu Beginn der 1640er Jahre in Verbindung mit der Marburger Universität eingerichtete Hofschule endete mit der Rückeroberung Oberhessens durch die hessen-kassel’schen Truppen unter Generalmajor Geyso Ende 1645, der Rückführung der prinzlichen Studenten nach Gießen. Nachwirkung war die lebenslange Freundschaft mit dem gleichaltrigen Studiengenossen Georg Ernst von Erbach (1629–1669), Ludwigs Begleiter auf den Nachkriegs-Reisen nach Holstein, Dänemark und Schweden, die zur Verheiratung mit der Gottorper Herzogstochter Maria Elisabeth führten. Wichtiger noch wurde die Beziehung zu Veit Ludwig von Seckendorff (1626–1692), der den Jungfürsten 1644/45 als Hofjunker und Tutor zugeordnet war. Seckendorff, inzwischen als Geheimer Hof- und Kammerrat Herzogs Ernst „des Frommen“ von Sachsen-Gotha und Verfasser des „teutschen Fürstenstaats“ einer der führenden Staatstheoretiker der Zeit, wurde zum maßgeblichen Berater Landgraf Ludwigs, als es nach der Regierungsübernahme 1661 darum ging, die von den Nachwirkungen des großen Krieges zerrütteten Finanzen der Landgrafschaft zu sanieren und die Verwaltung neu zu ordnen, was allerdings nur bedingt erfolgreich war.

Schon 1661/62 gelang es Landgraf Ludwig, den katholischen Reichsfreiherrn von Frankenstein, die nach Franken abwanderten, ihre Stammburg mit dem als Zugang zur Bergstraße wichtigen „Dorf und Flecken Eberstadt“ abzukaufen. Überlieferte Pläne, die Residenz Darmstadt gegen künftige Kriegsgefahren durch einen Festungsring mit modernen Sternschanzen zu sichern, blieben auf dem Papier. Der Türkenkrieg, zu dem die Landgrafschaft 1663 das vom Kaiser angeforderte Kreis-Kontingent schickte, schien weit. Doch im sogenannten „Holländischen Krieg“ gegen König Ludwig XIV. wurde Hessen-Darmstadt erneut Kriegsschauplatz. Ersten Verheerungen durch die kurbrandenburgischen und kaiserlichen Truppen 1672 folgten 1673 die französischen Völker unter Marschall Turenne, die im Folgejahr, als die Landgrafschaft endgültig in den Reichskrieg eintrat, unter anderem das Auerbacher Schloss zerstörten.

Bauliches Zeugnis der Regierungszeit Landgraf Ludwigs war der anstelle des abgerissenen Zeughauses am Darmstädter Schloss als neues Wohnquartier errichtete „Glockenbau“, der das Wappen der bereits 1665 verstorbenen Landgräfin Maria Elisabeth von Holstein trägt. Das in Amsterdam bestellte Glockenspiel war eine Erinnerung an die Bildungsreise des Erbauers nach Holland. Zur Zweit-Ehe Ludwigs mit der Tochter Ernst des Frommen Ende 1666 wie zu den nachfolgenden Finanzhilfen des Herzogs, der sich dafür die Grafschaft Nidda verpfänden ließ, kam es nicht wegen sondern trotz Seckendorffs, der Gotha im Unfrieden verlassen hatte. Dass auch Landgräfin Elisabeth Dorothea gleichwohl vom Gothaer Reformstil geprägt war, sollte sich zeigen, als der frühe Tod des erstehelichen Sohns und Thronerben Ludwig VII., der vier Monate nach dem Ableben des Vaters auf der Brautfahrt nach Sachsen verstarb, ihr für ein Jahrzehnt Vormundschaft und Regierungsverantwortung für ihren Sohn Ernst Ludwig übertrug.

Eckhart G. Franz

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 282-284)